Ob Fortnite, Goat Simulator oder EyeToy: Gaming-Trends kommen und gehen
So auch in der Welt der Videospiele. In den 90ern konnte ich noch aus gefühlt hunderten 3D Jump and Runs wählen. Heute fehlt von ihnen fast jede Spur. Ende der 90er und Anfang der 2000er bewegten sich Spiele wie Final Fantasy 7, Halo oder Metal Gear Solid immer stärker in Richtung Hollywood-Erfahrung und in den letzten zehn Jahren explodierten das Online-Gaming, Twitch-Streaming und Let’s Plays mit all ihren Facetten. Jetzt steht 2019 vor der Tür und es ist Zeit, einen Blick auf die Trends des nächsten Jahres zu werfen.
- Battle Royales - Die Entscheidung naht
- Mobile bleibt King
- E-Sports wird angesagter
- Mehr Geld für Streamer
PUBG, Fortnite & Co.: Battle Royale-Games begleiten uns noch eine Weile
Playerunknown’s Battlegrounds (PUBG) hat den Megatrend Battle Royale losgetreten und Fortnite ist in seinem Rückenwind zu einem der beliebtesten Spiele überhaupt avanciert. Auch ich zocke gerne und nehme virtuelle Gegner ins Visier, bis nur noch einer übrig bleibt (selten ich). Was aber nicht nur mir auffällt: Bei PUBG sinken die Spielerzahlen bereits, bei Fortnite steigen sie immer langsamer. Gleichzeitig halten Battle-Royale-Modi in großen Serien wie Battlefield und Call of Duty Einzug. Das zeigt: der Markt ist langsam gesättigt. Der Trend wird 2019 trotzdem verstärkt zu beobachten sein. Doch es bleibt abzuwarten, wie viele Spiele ein Stück vom Kuchen abbekommen, ohne zu verhungern. Ich für meinen Teil wünsche mir weitere Innovationen im Genre und hoffe, dass Entwickler vor lauter Battle-Royale-Begeisterung nicht die Abwechslung vergessen.
Bekannte Marken schaffen den Sprung aufs Smartphone
Der Trend der letzten Jahre hält an und wird sich noch verstärken: Smartphonespiele werden immer beliebter. Die stetig stärkere Hardware der Telefone erlaubt es den Entwicklern, auch ambitionierte Projekte umzusetzen. So beispielsweise Fortnite oder auch Mario Kart Tour, das noch vor Ende März 2019 für iOS und Android erscheinen soll und auf das ich mich schon wie ein Schnitzel freue. Auch ein vollwertiges Diablo befindet sich für Smartphones in Entwicklung. Damit bieten mobile Geräte künftig immer mehr Konsolen-artige Spielerlebnisse, die mit den „großen Spielen“ konkurrieren. Somit spielen wir künftig wohl noch mehr und in allen Ecken des Hauses oder außerhalb. Die Möglichkeit dazu finde ich toll, allerdings steigt gleichzeitig auch der Bedarf an starker und stabiler Online-Anbindung überall, da noch mehr Bandbreite benötigt wird. Bei Mobile-Games wie Mario Kart Tour oder der Mobile-Version von Diablo bleibt abzuwarten, ob sie dem Vergleich mit ihren großen Brüdern von PC und Konsole standhalten können.
Bei League of Legends- oder Hearthstone Tournaments geht’s heiß her - E-Sports wird noch angesagter
Wenn inzwischen sogar Bundesliga-Vereine eigene E-Sports-Mannschaften gründen, dann ist klar, dass Maus- und Pad-Akrobaten im Mainstream angekommen sind. Die Marktforschungsagentur Newzoo prognostiziert für 2021 einen globalen Umsatz mit E-Sports von 1,34 Milliarden Euro. 2017 waren es noch 531,7 Millionen. Entwickler wie Epic und Blizzard entwerfen manche ihrer Spiele inzwischen bereits mit diesem Wissen im Hinterkopf. Fortnite und Overwatch sind auf Wettbewerb und Schauwerte ausgelegt. So macht es nicht nur Spaß, sie zu spielen, sondern auch sie anzusehen. In den entsprechenden Ligen klingeln bereits die Kassen der Teams. Highlights wie die neue Saison der Overwatch League und zahlreiche Turniere für Hits wie League of Legends oder Hearthstone lassen auf ein spannendes 2019 hoffen, in dem dieser Trend kaum abreißen dürfte.
Mehr Geld für Twitch-Gamer und Let’s Player
Ein bisschen neidisch bin ich ja schon auf Ninja. Er ist der Mann der Stunde auf dem Streamingdienst Twitch, spielt hauptberuflich Fortnite auf der Plattform, stellte schon mehrere Zuschauerrekorde auf und verdient monatlich über eine halbe Million Dollar. Twitch, YouTube und andere Streaming-Dienste für Videospiele arbeiten kontinuierlich daran, ihre Reichweite zu steigern und stellen Streamern deshalb immer mehr Möglichkeiten zur Verfügung, auf ihren Portalen Geld zu verdienen. Dass Twitch und YouTube ihre Gaming-Streamer bzw. Let’s Player halten und noch mehr anlocken wollen, gehört für mich ganz klar zu den Gaming-Trends 2019. Es ist ja auch ein nachvollziehbares Kalkül: Wer auf Twitch oder YouTube die Aussicht auf ein gutes Einkommen hat, der steckt mehr Mühe in seinen Kanal und erreicht dadurch mehr Zuschauer. Und damit scheffeln letztlich YouTube und Co. mehr Kohle. Ganz uneigennützig handeln die Firmen also nicht!
Augmented Reality
Augmented Reality (AR) funktioniert wie Pokémon Go: Mit einem Gerät wie einem Smartphone sehen wir wie durch ein Fenster in die echte Welt, die mit virtuellen Elementen angereichert wird. Auch an ersten Brillen wird bereits getüftelt. Die beiden Welten verschmelzen so zu einem großen Ganzen. Bis solche Zukunftsvisionen fit für den Massenmarkt sind, dürften noch mehrere Jahre vergehen – aber Firmen wie Magic Leap arbeiten bereits heute an der passenden Hardware. Dass der Augmented-Reality-Trend so schnell nicht abreißt, beweisen jedenfalls die Pokémon-Go-Entwickler von Niantic, die 2019 ein AR-Spiel auf Basis der Lizenz zu Harry Potter veröffentlichen, das es uns erlauben wird, in der echten Welt Gegenstände wie den goldenen Schnatz zu suchen.
Der Einfluss von China
So wie Amerika unsere Filmindustrie beeinflusst, könnte China bald unsere Videospiellandschaft verändern. Ich bin oft im Reich der Mitte und kann bestätigen: Es gelangen immer mehr Smartphone-Spiele von dort in unsere App-Stores. Kein Wunder: In China spielen die Menschen fast ausschließlich auf dem Handy und der Markt ist milliardenschwer. Um auch hier Fuß zu fassen, kooperieren sie mit westlichen Firmen, kaufen Unternehmensanteile oder übernehmen ganze Entwickler. Konkretes Beispiel: Beim kommenden Diablo für Handys wirkt ein chinesisches Studio mit.
Mehr Macht für die Spieler!
Auch die Videospielbranche ist nicht frei von Skandalen. Heutzutage ist das besonders schlimm für die betroffenen Unternehmen, denn die Spieler wissen dank des Internets sofort und umfassend Bescheid, wenn etwas falsch läuft. Deshalb wollen Entwickler die Community stärker einbinden und lassen Gamer schon im Entwicklungsprozess mitbestimmen. Early-Access-Programme und reger Austausch sollen sie zufriedenerer (und zahlungswilliger) machen. Wenn es der Qualität zuträglich ist, soll es mir recht sein!
Resümee
Videospiele bleiben spannend! Egal welche der Trends euch oder mir persönlich zusagen oder welche Entwicklungen wir kritisch betrachten: Niemand kann abstreiten, dass sich der Markt bewegt. Das sind gute Nachrichten, denn auf uns warten viele technische Neuerungen, die für Innovationen und frische Spielideen sorgen. Und dabei müssen wir nicht auf liebgewonnene Gewohnheiten verzichten, wie der Retro-Trend beweist. Die Zeiten für Videospieler waren noch nie so grandios wie heute, denn wir können uns das Beste aus der Vergangenheit herauspicken während einige der interessantesten Trends in der Geschichte des Mediums an der Tür klopfen: Augmented Reality bringt Gaming und Interaktion in die reale Welt, Spiele-Flatrates und -Streams erlauben einfacheren Zugang zu Top-Spielen als jemals zuvor und soziale Komponenten wie Cross-Plattform-Play und neue Möglichkeiten beim Streaming bringen Spieler und Fans enger zusammen. 2019 kann gerne kommen!
Sebastian Zelada Ocampo schreibt seit Jahren für Fachmagazine und Internetseiten aus dem Bereich Videospiele und Technik. Er kennt die Branche aber auch aus Entwicklersicht, arbeitete in der PR für Indie-Studios und betrieb gemeinsam mit Robin Kocaurek einen eigenen Podcast zum Business hinter den Spielen.